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(Stand: 10.07.09, aktualisiert: 11.07.09)

3 Antworten

  1. Sachsen-Anhalt und sein historischer Umgang mit Sinti und Roma

    Magdeburg, 03.07.2009

    Seit dem Inkrafttreten des Deutsch-Kosovarischen Rückübernahmeabkommens rücken sie wieder in das Blickfeld politischen Interesses. In vielen Städten gibt es Proteste, denn das Damoklesschwert der Abschiebung droht nun auch in Sachsen-Anhalt über den Angehörigen von Europas größter und ungeliebtester Minderheit.

    In Magdeburg das erste Mal im Jahre 1417 urkundlich in der Schöppenchronik erwähnt, dauert die Geschichte der Ausgrenzung und Vertreibung von Sinti und Roma bis in die heutige Zeit. Immer wieder werden sie in der über 500 jährigen Geschichte in Sachsen-Anhalt bestenfalls „geduldet“. Niemand will sie haben. 1938 verfügt ein Erlass zur „Bekämpfung des Zigeunerunwesens“ im Landkreis Oschersleben, dass gegen sie mit rücksichtsloser Härte vorgegangen werden solle. Bereits 1935 wird in Magdeburg das so genannte „Zigeunerlager“ am Holzweg errichtet. Die Insassen werden später zur Zwangsarbeit in den Magdeburger Polte-Werken, einer Rüstungsfabrik eingesetzt. Heute, 65 Jahre nach der „Auflösung“ dieses Lagers, erinnert am Einkaufszentrum Flora-Park eine Gedenkstele an die 470 dort eingepferchten und später nach Auschwitz deportierten Sinti und Roma. Nur einige wenige überlebten.

    Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurde es ruhig um die Sinti und Roma in Sachsen-Anhalt. Zum einen, weil es ja kaum noch welche gab und zum anderen, weil die Überlebenden dieser Gräueltaten fort gingen oder schwiegen. Man wollte nicht auffallen.

    Im Jahre 1999 flüchten die kosovarischen Roma in Scharen vor dem Bürgerkrieg. Einige kommen (trotz oder wegen der Beteiligung der Bundeswehr?) nach Deutschland und auch nach Sachsen-Anhalt. Sie hoffen, jetzt endlich zur Ruhe zu kommen. Aber weit gefehlt. Auch hier erleben sie Ausgrenzung. Nicht weil sie Roma sind, sondern weil unser Ausländergesetz das so vorschreibt.

    Nach dem Ende des Kosovokrieges und durch den lange ungeklärten Status der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo unterliegen die Roma lange Zeit einem Abschiebestopp. Viele Familien können vorerst auch von der Bleiberechtsregelung und der Altfallregelung profitieren. Aber eben nicht alle. Derzeit sind 300! Roma in Sachsen-Anhalt von der Abschiebung in den Kosovo bedroht. Darunter Alte, Kranke und auch viele Kinder, die in Deutschland und Sachsen-Anhalt ihre neue Heimat gefunden haben.

    Zur Erinnerung: 1943 werden 470 deutsche Sinti und Roma von Magdeburg aus nach Auschwitz deportiert und zum größten Teil ermordet. Jetzt, 2009, sollen 300 kosovarische Roma von Sachsen-Anhalt aus ins Ungewisse abgeschoben werden.

    Zugegeben, der Vergleich hinkt in sofern, dass die Kosovo-Roma nicht sicheren Auges in den Tot geschickt werden. Dennoch werden sie in ein Land zurückgeschickt, welches sie, gelinde gesagt, nicht mit offenen Armen empfängt. Die Häuser der Kosovo-Roma sind entweder zerstört oder von anderen Menschen bewohnt. Die Arbeitslosigkeit unter den Roma im Kosovo liegt laut einer Studie der Schweizer Flüchtlingshilfe bei über 90 %. Der Zugang zum Gesundheitswesen im Kosovo ist nur mit Geld zu haben. Teilhabe an schulischer Bildung wird für die in Deutschland aufgewachsenen und sozialisierten Roma-Kinder im Kosovo kaum möglich sein, weil ein Großteil von ihnen mehr schlecht als recht albanisch spricht. Viele Kosovo-Albaner sehen die Roma außerdem auch als Verräter an. Man wirft ihnen vor, mit den Serben zusammengearbeitet zu haben.

    Auf der Internetseite http://www.blickzurück.de werden regelmäßig Berichte von Jugendlichen, welche in Folgestaaten des ehemaligen Jugoslawien abgeschoben wurden veröffentlicht. Darunter auch viele Berichte aus Serbien und dem Kosovo. Und egal, ob es Serben, Albaner oder Roma sind, sie alle haben eines gemeinsam: Sie sehen dort keine Zukunft. Wollen und können wir dabei wirklich ruhig zuschauen?


    Frauke Sonnenburg
    Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V./AKEFF

  2. Hallo,
    da ich gerade einen Schwerpunkt zum Thema Roma in Europa vorbereite, würden mir aktuelle Nachrichten/Infos für den Bereich Ost und Süd-Ost Europa sehr hilfreich sein.
    Auch die Situation in Germany interessiert mich.
    Für Hinweise bin ich dankbar.
    Solidarische Grüße,
    Gerhard Kern

    • Guten Tag Gerhard Kern,

      für Informationen aus Süd- und Sodost-Europa können wir auf zwei kompetente websites hinweisen:
      http://www.roma-kosovoinfo.com und http://romarights.wordpress.com.
      Zur Situation in Deutschland verweisen wir grene auf weitere Infos hier auf diesem blog. Die Seiten „Roma-EU“, „Positionen“, „Proteste“, „Dokumente“, „Termine“ bieten einen 1. Überblick.

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