
Bad Nenndorf bleibt bunt – Manifestation der Schwäche für die Neonazis
Mit vielfältigen Protestaktionen am 3. und 4. August unterstützten mehr Menschen als 2011 den Widerstand gegen den Marsch von rechtsextremistischen Organisationen am Samstag, 4. August in Bad Nenndorf. Sieben Demonstrationen gegen die Neonazis waren für den 4. August angemeldet, eine Demonstration des „Bündnisses Rodenberg gegen Rechts“ zog am Samstag morgen zum Ökumenischen Gottesdienst an der Musik-Muschel im Kurpark Bad Nenndorf. Die Aktion „Urban knitting“ und Riesen-Transparente gegen die Hass-Politik der Neonazis und für das Aussteiger-Programm „EXIT“ setzten künstlerisch neue Akzente im Protest.
Romane Aglonipe war zu einem Beitrag bei der Auftaktkundgebung von DGB und Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ eingeladen:
„Für die Minderheit der Roma und Sinti ist der Widerstand gegen den alten und neuen Rassismus ein zentrales Anliegen. Damit gehen wir Hand in Hand mit den Organisationen der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen“, erklärte Djevdet Berisa.Er zitierte aus der „Hannover-Erklärung gegen Antiziganismus“ von 2011:
„Als Juden, als Sinti und Roma, als Angehörige einer nationalen Minderheit, aber auch als Europäer sind wir sehr besorgt über das Anwachsen des Rassismus in der Mitte unserer Gesellschaft.
Der verstärkte Antisemitismus und Antiziganismus in den europäischen Staaten, auch in Niedersachsen, sollte alle aufgeklärten Menschen beunruhigen. Es kann und darf nicht sein, dass unsere Minderheiten, Jahrhunderte hindurch verfolgt, heute, im 21. Jahrhundert, immer noch ausgeschlossen sind und keine Chance auf eine bessere Zukunft erhalten.
Wir wollen gemeinsam mit allen demokratisch und aufgeklärt denkenden Menschen in Niedersachsen und Europa zusammenarbeiten, um rassistischem Gedankengut entgegenzutreten. Wir dürfen es niemals zulassen, dass Antisemitismus und Antiziganismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zum Alltag des heutigen Europa wird.“
An den Kundgebungen des Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ nahmen mehr als 1.000 Menschen teil. Die Redebeiträge repräsentierten das breite gesellschaftliche Spektrum des Widerstandes gegen die Neonazi-Propaganda. Blockade-Aktionen der Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ konnten das Eintreffen der Neonazis um mehrere Stunden verzögern. Busfahrer in Haste weigerten sich, die ungeliebten braunen Fahrgäste im „Schienen-Ersatzverkehr“ zu fahren, und wegen einer Pyramiden-Aktion, die Freitagabend am Rande des Platzes vor dem Wincklerbad begann, konnten die ca. 460 Neonazis ihre Feier nur auf enger Fläche aufstellen. Die Feiern entlang der Neonazi-Route begleiteten den „Ehren-Marsch“ und die Kundgebung der Rechtsextremisten in kurzer Distanz mit massiven Protest.
Der Aufzug der RechtsextremistInnen wurde insgesamt zur Manifestation der Schwäche. Aus Sicht der Protest-Bündnisse ist der Tatbestand der Volksverhetzung und Verletzung des Grundgesetzes durch die Hass-Märsche längst erfüllt – die Proteste aller zivilgesellschaftlichen Kräfte gegen die demokratiefeindlichen Auftritte von Neonazis in Schaumburg werden weitergehen. Und über die Frage, wer 2013 im Nds. Innenministerium in Hannover die amtliche Auseinandersetzung gegen Rechtsextremismus politisch verantworten wird, entscheiden auch die WählerInnen bei der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar.
(erstellt: 19.08.12)
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